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Besuch der weinenden Madonnenikone in Toronto


von Connie Hargrave

Seit Anfang September 1996 soll Berichten zufolge eine Ikone der Jungfrau Maria in einer kleinen griechisch-orthodoxen Kirche in Toronto in Kanada weinen (siehe Share International, Oktober 1996). Dieser Vorfall zog anfangs riesige Menschenmengen an, die durch die Medienberichterstattung darauf aufmerksam geworden waren und lange Schlangen in den Strassen bildeten.

Die Medien ihrerseits gingen auf die Probleme ein, die die Menschenmassen in der Nachbarschaft verursachten und über finanzielle und andere Nöte der Kirche. Obwohl der Besucherandrang jetzt nachgelassen hat, bleibt die Kirche für die Öffentlichkeit während der Woche geöffnet, um den Besuchern entgegenzukommen.

Joseph Huard, ein Mitarbeiter aus London in Ontario, und ich kamen just in dem Augenblick an als der Sonntagsgottesdienst geendet hatte und betraten die Kirche, um das Bild der Madonna zu betrachten, augenscheinlich eine Kopie einer Ikone aus dem Jahre 750 n.Chr.. Das Bild stellt eine Mutter mit Kind dar, beide reich geschmückt mit goldenen Kleidern und Juwelen.

Es sind in der Tat ölige Streifen vorhanden, die von der Krone der Madonna ausgehen und etwa auf halbem Weg nach unten aufhören, obwohl sie sich zu diesem Zeitpunkt anscheinend nicht weiter bewegten. Wir befragten eine Kirchgängerin über das Phänomen und sie erzählte, dass die "Tränen" mehrmals am Tag anfangen und wieder aufhören.

Kleine Wattestücke wurden unten am Boden plaziert, um die "Tränen" aufzufangen. Eine Schutzscheibe bedeckt inzwischen die Ikone, so dass wir weder die Watte noch die Tränen mittels Berühren untersuchen konnten.

Wir traten an den Kirchensekretär Tom Xanthopoulos heran, um ein Interview mit dem Pastor Ieronymos Katseas zu arrangieren. Dies war jedoch nicht möglich, teilweise weil Pastor Katseas kein Englisch spricht, aber auch weil er Beklagter in einem Gerichtsprozess ist, der sein Recht, das geistliche Amt in dieser Kirche zu bekleiden, zum Gegenstand hat. Herr Xanthopoulos meinte, dass auch er nicht frei sprechen könne und zeigte seinen Verdruss über die Art der Berichterstattung, die das Phänomen umgeben hat.

Anstatt sich auf das Wunder des Weinens zu konzentrieren, stellte die Presseberichterstattung die Schwierigkeiten der Kirche in den Mittelpunkt. Als Ableger der Hauptbewegung der griechisch-orthodoxen Kirche sagte sich die Kirchengemeinde vor einem Jahrzehnt wegen eines Streits darüber los, welcher Kalender benutzt werden sollte, um religiöse Feiertage zu zelebrieren.

Laut Zeitungsberichten wurde Pater Katseas 1993 von der offiziellen Kirche der Echten Orthodoxen Christen Griechenlands und der Diaspora das Priesteramt entzogen, weil er vor seiner Ordination in einem Bordell angestellt gewesen sein soll. Anscheinend haben sich Offizielle von der Hauptbewegung der Kirche an den Bürgermeister der Stadt Toronto und an die Polizei gewendet, damit diese ihn entfernen.

Ein Sprecher der offiziellen Kirche suggerierte sogar in einem Brief, der von einer der großen Tageszeitungen Torontos veröffentlicht wurde, dass "es keine Überraschung wäre, wenn dies ein Schwindel wäre, um damit Leute anzuziehen, die Geld spenden," was zusätzlich zur Skepsis in bezug auf das Wunder beitrug.

Die finanziellen Probleme der Kirche sind von den Reportern auch hervorgehoben worden. Die Schulden aus ihren Hypotheken haben sich angehäuft seit die Kirche 1987 gegründet wurde und es gibt nun einen Rechtsstreit vor den Gerichten, an denen derzeitige und frühere Verwaltungsratmitglieder beteiligt sind.

Die Berichterstattung über das Wunder hat sich auch auf die Unannehmlichkeiten konzentriert, die in der Nachbarschaft durch zunehmenden Verkehr, Müll und Leute verursacht wurde, die darum bitten, die Toiletten von Anwohnern benutzen zu dürfen.

Was sagte der Kirchensekretär über die Ikone? "Für mich ist sie ein Wunder, aber glauben Sie nicht mir. Gehen Sie hinein und sehen Sie selbst. Dort ist die Quelle der Kraft," - sagte er, deutete auf die Ikone und fügte hinzu: "Die Kirche ist jetzt Sonntags immer voll - früher war sie es nicht."

Herr Xanthopoulos ist durch die jüngsten Ereignisse sichtlich in Mitleidenschaft gezogen worden und meinte dazu: "Dies soll doch eine Demokratie sein. Wenn Menschen nicht daran glauben, warum können Sie meinen Glauben nicht respektieren und einfach weggehen ohne Schaden zu verursachen? Selbst die Polizei hat versucht, uns zu vernichten und die Berichte in den Zeitungen über den durch die Warteschlangen verursachten Schmutz in der Nachbarschaft waren alle erfunden."

Er blieb unnachgiebig dabei, dass es ihn nicht kümmere, was wir glauben und forderte uns auf, uns selbst ein Bild davon zu machen. Er äußerte, dass die Kirche solange für die Öffentlichkeit geöffnet bleibe, bis die Ikone aufhöre zu weinen.

aus: Share International März 1997

Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von © Share International


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