Libanesisches
Mädchen weint Kristalltränen
aus dem Buch:
Zeichen einer neuen Zeit - des niederländischen
Journalisten Richard Bremer
Kapitel
VII (S. 103- 121) - Auszug
Ende Oktober 1996 zeigten mehrere TV-Sender weltweit Bilder von Hasnah
Mohamed Meselmani, einem 12jährigen Mädchen aus dem Libanon,
aus dessen Augen mehrmals täglich kleine Kristalltränen perlten.
Obwohl sich der Kristall als scharf genug erwies,
um Papier damit zu zerschneiden, zeigte das Auge des Mädchens keinerlei
Verletzungen. Niemand konnte eine logische Erklärung dafür finden,
und sogleich verschwand die Geschichte - als Rarität gehandelt- wieder
aus den tägliche Schlagzeilen.
Sollten wir es dann vielleicht mit einer unlogischen Erklärung versuchen?
Hasnah Mohamed Meselmani hatte eine solche parat, zog es aber vor, nicht
öffentlich darüber zu sprechen. Ein libanesischer Bekannter
von mir unterhielt sich mit dem Mädchen und bekam folgendes zu hören:
Es begann im März 1996. Hasnah war gerade in der Schule, als sie
etwas Merkwürdiges in ihrem linken Auge fühlte. Sie holte ein
kleines Kristallstückchen zum Vorschein und war darüber verständlicher
weise erst einmal völlig aus der Fassung. Wieder Zuhause, erzählte
sie ihrer Familie, was sie erlebt hatte, und während die dies tat,
erschien ein weiteres Kristallstückchen in ihrem Auge.
Ihr Vater brachte sie zu Dr. Araji, einem Augenarzt inder benachbarten
Stadt Chtaura. Sie blieb zwei Wochen in seiner Klinik, und während
der ganzen Zeit ihres Aufenthaltes kamen immer wieder Kristalle aus ihrem
Auge.
Der Augenarzt bestätigte die Echtheit der Kristalle, aber er hatte
keine wissenschaftliche Erklärung für dieses Phänomen.
Es könne wohl nur als ein Ausdruck des göttlichen Willens verstanden
werden, so der Arzt.
Einige Tage darauf bekam Hasnah dieselben Worte ein zweites Mal zu hören.
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"Eines Nachts", erzählte sie, "ich war noch wach,
hörte ich jemanden ans Fenster klopfen. Ich stand auf und lief zum
Fenster. Dort sah ich einen Mann in weißen Kleidern. Er saß
auf einem weißen Pferd, lächelte mir zu und nannte meinen Namen.
Er fragte mich, ob ich nicht nach draußen kommen wolle, um mit ihm
zu sprechen."
Hasnah lief zur Haustür, wo der weiße Ritter', wie sie
ihn nennt, auf sie wartete. Er war von Kopf bis Fuß in ein weißes
Gewand gehüllt, das auch sein Gesicht bedeckte. "Der weiße
Ritter" sagte ihr, dass sie keine Angst zu haben brauchte und stellte
sich Hasnah als ein "Botschafter Gottes" vor.
Über das Gespräch, das nun zwischen ihnen entstand, machte Hasnah
keine genauen Angaben, wohl aber habe ihr der Ritter erklärt, dass
er derjenige sei, der für die Kristalle verantwortlich ist und dass
alles nach Gottes Willen geschähe. Es gab einen Zeugen für dieses
Gespräch: Hasnahs kleiner Bruder war ihr nach draußen gefolgt.
Er hörte seine Schwester sprechen, doch ihren Gesprächspartner
konnte er nicht ausfindig machen.
"Der weiße Ritter" besuchte sie noch mehrere Male, gab
ihr Ratschläge und warnte sie. Als Hasnah ihn fragte, wann die Kristalle
aufhören würden, lautete die Antwort, dass alles "nach
dem Willen Gottes geschehe".
Irgendwann versuchte es Hasnahs Vater mit einem anderen Augenarzt: Dr.
Salomoun vom amerikanischen Akademischen Krankenhaus in Beirut. Während
der Untersuchung strömten noch mehr Kristalle aus ihrem Auge.
Nun gelangte ihr Fall an die Öffentlichkeit: Fernsehsender, Zeitschriften
und Zeitungen drängelten sich vor dem Haus der Familie Meselmani.
Sie alle wollten das Mädchen mit den Kristalltränen sehen.
Nach kurzer Zeit gaben saudi-arabische Behörden zu erkennen, dass
ihnen der ganze Rummel um diese Geschichte unheimlich wurde. Hasnahs Vater
wurde unter Druck gesetzt, und für knapp 100.000 Mark hatte man ihm
geraten, fortan besser zu schweigen.
Das Angebot war zu verführerisch, denn die Familie Meselmani ist
alles andere als reich, und so entschloß sich der Vater, das Geld
anzunehmen. Vor laufender Kamera nahm er das Geld in Empfang, und dieses
Bild überzeugte die Öffentlichkeit davon, dass alles bloß
eine große Täuschung gewesen war:
Es ging also nur um Geld, und der Vater selbst war es, der die Kristalle
in das Auge seiner Tochter "hineingezaubert" hatte.
Doch die Wahrheit ist anders, versuchen sie zu beschwören. Die Kristalle
waren echt, genauso echt wie der weiße Ritter, erklärte Hasnah.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des © neue
aspekte verlag München GbR
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