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Blinde können wieder sehen, Gelähmte werfen ihre
Krücken weg, ein Parkinson-Kranker fand Heilung

Die Wundergrotte vom Schieferberg - ein deutsches Lourdes?


Ein Ort steht Kopf: Nordenau im Sauerland. 1000 Einwohner. Täglich rollen Busse an, bringen Hunderte von Kranken. Junge, Alte mit Krücken, Rheuma, Durchblutungsstörungen. Ihr Ziel: die Grotte am Rande des Orts. Alle glauben, sie kann heilen, ihre Strahlen und ihr Quellwasser machen gesund. Stadtväter und Hoteliers träumen schon von einem deutschen Lourdes.

Der Stollen liegt unter dem 80-Betten-Hotel von Theo Tommes und gehört ihm auch. Seine Vorfahren haben hier vor 70 Jahren das "schwarze Gold" des Schieferberges abgebaut. Vor zwei Jahren richtete der Hotelier im alten Stollen einen Weinkeller ein. Ein holländischer Gast, dem er seine Schätze zeigte, brachte ihn auf die Spur des Wunders.

Theo Tommes: "Kaum betrat der Mann die Grotte, ging's los. Er rannte auf eine Wand hinten im Stollen zu und fing an, sich wie verrückt zu drehen. Ich dachte, der spinnt." Im ganzen Stollen tropft Wasser von der Decke, nur diese Wand ist pulvertrocken. Davor sprudelt eine Quelle aus dem Boden. "Der Gast rief begeistert: rechtsdrehende Erdstrahlen!"

Aber erst, als Kranke sich nach einem Besuch in der Grotte plötzlich gesund fühlten, begann auch Tommes an ein Wunder zu glauben.

Günter Thiemann aus Münster: "Ich litt unter Arthritis im Knie, dann war ich viermal in der Grotte, meine Schmerzen sind seitdem weg, die Kniestütze bleibt im Schrank.

Hans Fröbe aus Essen hatte ein Raucherbein. Das Gehen fiel ihm schwer, an Wunder glaubte er schon gar nicht. Eher an die gerechte Strafe für die vielen Zigaretten. "Ich saß vor der Wand, plötzlich begann es zu kribbeln, erst unter den Füssen, bis unter die Arme. Mein Arzt bestätigte mir anschließend eine bessere Durchblutung."

Judith Ogoniak konnte kaum noch etwas sehen, dann hörte sie von der Wundergrotte. "Zehnmal war ich an der Quelle, benetzte die Augen, jetzt brauche ich nicht einmal mehr eine Brille."

Han Becker, gelähmt, Parkinsonsche Krankheit: Seit Wochen wird er jeden Tag von Frau und Nichte in den Stollen getragen. Er sitzt eine halbe Stunde vor der Wunderwand, trinkt ein Glas Quellwasser, reibt Arme und Beine damit ein. "Ein Wahnsinn, ich kann jetzt ohne Krücken laufen, die Strecke vom Parkplatz zum Stollen schaff' ich allein."

Die Grotte von Nordenau, tatsächliche Heilkraft oder Geschäftemacherei? Eine halbe Stunde in der Wundergrotte kostet 10 DM.

Quelle: Freizeitrevue, August 1993, S. 10


Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von © Freizeitrevue


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