Rätselhafte
Kreise: Nicht nur Mel Gibson darf als Farmer Graham Hess im neuesten US-Kassenschlager
"Signs" über Muster im Maisfeld staunen - jüngere
Fundorte liegen auch bei Sinsheim, Kupferzell oder Schwäbisch Hall.
Sommernachtsfantasien arbeitswütiger Spaßvögel oder ein
wissenschaftlich ernst zu nehmendes Phänomen?
Manch einen packt ob der ungeahnten Möglichkeiten gar die blanke
Begeisterung. "E.T. hat geantwortet", verkündet Jay Goldner
in seinem gleichnamigen Buch. Seit über 20 Jahren dokumentiert und
analysiert der österreichische Kornkreisforscher die, wie er sagt,
eindeutigen Zeichen einer höheren Intelligenz aus dem All.
Goldner zählt Linien, misst Winkel, vergleicht mit Computercodes.
Und kommt zu erstaunlichen Ergebnissen: "Glaubt, dass es hier oben
Gutes gibt" soll sich so eine unlängst im englischen Winchester
entdeckte Botschaft lesen. Für Goldner ist die Konsequenz glasklar:
"Unser Weltbild gerät ins Wanken."
Die Formationen im Feld sind indes keine Erscheinung eines Science-Fiction-lüsternen
Medienzeitalters. In Legenden der Indianer wie auch in europäischen
Märchen finden sich Hinweise. 1880 berichtete die naturwissenschaftliche
Zeitschrift "Nature" über Kornkreise in England. Erst seit
den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wird das Phänomen
jedoch weltweit interdisziplinär untersucht.
Der US-Astronom Gerald Hawkins beispielsweise erklärt die teilweise
auf der Fläche eines Fußballfeldes niedergedrückten Halme
mathematisch-musikalisch. In den geometrisch dargestellten Zahlenverhältnissen
entdeckte er die Musikwissenschaftlern bekannten perfekten Intervalle.
Zu perfekt für einen Zufall - wenigstens die oft vertretene Theorie
der natürlichen thermischen Quellwirbel könnte also ausgeschlossen
werden. Eine vorsichtige Eingrenzung.
Andere gingen bereits einen Schritt weiter: In ihrem viel diskutierten
Buch "Circular Evidence" stellten Pat Delgado und Colin Andrews
eine Liste unerklärbarer Eigenschaften auf, aus denen sich die überirdische
Herkunft der Muster klar ergeben sollte. Hinter den medial oft schnell
wieder im Sand verlaufenen Untersuchungen wird von eingefleischten Ufologen
eine Verschwörung der Wissenschaftswelt vermutet, die um den Einsturz
ihres althergebrachten Wertegebäudes fürchtet.
Im Grunde herrscht immer noch Unklarheit über die Herkunft der Muster
im Acker. Die fälschlicherweise als Kornkreise (vom englischen "Corn",
also Mais) bezeichneten Formationen jedenfalls haben seit ihrem vermehrten
Auftreten in den siebziger Jahren rasant an Popularität gewonnen.
In Südengland wurde 1992 sogar ein Fälscherwettbewerb ausgetragen,
bei welchem einige gut ausgerüstete Teams so manches Getreidefeld
mit kunstvollen Schnörkeln verzierten - und den Glauben an heimliche
Ufo-Landeplätze nachhaltig erschütterten.
Mit der ernsthaften Forschung, wie sie etwa vom englischen Centre for
Crop Circle Studies oder von der deutschen Forschungsgesellschaft Kornkreise
e.V. betrieben wird, hat der heute anlaufende Disney-Streifen freilich
nichts zu tun. Vielmehr spielt die Story mit der menschlichen Urangst
vor dem Unbekannten.
Autoren wie Jay Goldner wettern öffentlich gegen diese Verwässerung.
Ein wenig zu Unrecht - lebt doch die Kornkreisforschung selbst vom Übersinnlichen:
Die komplexen Muster im Feld bieten wie alles Unerklärliche eben
auch eine willkommene Projektionsfläche für heimliche Wünsche
- und sei es nur ein Gruß von E.T.
Weitere Informationen im Internet unter:
http://www.kornkreise.de
http://www.fgk.org
http://www.invisiblecircle.org
http://www.cropcircleconnector.com
©
Stuttgarter
Nachrichten
|