In
der Hoffnung die "Prediger des Jahres Auszeichnung" zu gewinnen,
hielt eine Gruppe von fünf Predigern am 12. November 1997 in der
Durham Kathedrale in England ihre Predigten. Das Thema der Vorträge
war "Heiligkeit" und der einstimmige Sieger war der Geistliche
Paul Walker, ein Vikar aus Moorside in Sunderland. In seiner Predigt redete
er über seine ungewöhnliche Begegnung mit einem Landstreicher.
Eine der Juroren, die Moderatorin Joan Bakewell, meinte: "Paul widmete
sich dem Thema mit großer Klarheit. Seine Predigt war orginell,
ansprechend und neuartig. Sie hinterließ ein allgemeines Gefühl
der Wärme in der Versammlung, nachdem er diese beendet hatte und
ein Gefühl, dass die Menschen ein wenig mehr für ihr christliches
Leben energetisiert wurden. Er sprach sehr direkt vom Herzen und ich denke,
dass wir alle davon sehr berührt waren. Wir wurden dadurch zum Lächeln
und zum Nachdenken gebracht."
Share International nahm Kontakt mit Paul Walker auf, um seine Geschichte
zu hören.
Share International: Können Sie uns von ihrem Erlebnis an der Victoria
Station erzählen?
Paul Walker: Ich denke, dass die meisten Menschen Vorkommnisse in ihrem
Leben haben, die sie zum Nachdenken bringen und sie verändern und
ich nehme an, dass dies meines war. Die erste Predigt, die ich je hielt,
beinhaltete diese Geschichte und jede bedeutsame Predigt, die ich seither
hielt, beinhaltete sie.
Zu der Zeit war ich Student, der sich darauf vorbereitete, Priester an
der Südküste Englands zu werden und ich wartete ich an der Victoria
Station in London auf den Zug. Ich wollte mein Geld nicht in einem der
teuren örtlichen Cafés ausgeben und da ich noch längere
Zeit warten musste, ging ich an einen Kiosk und kaufte mir eine Dose Bier.
Ich ging zurück, öffnete das Bier, zündete mir eine Zigarette
an und stand herum als dieser Mann den Bahnhof betrat. Er war ein typischer
Landstreicher: er verursachte eine Menge Lärm, während er umher
schlurfte, in Mülleimer schaute und Leute ansprach.
Es war eine dieser Situationen, wo jedermann auf der Victoria Station
wusste, dass er da war, aber so tat als wäre er es nicht! Ich hatte
das unangenehme Gefühl, dass er zu mir kommen und mit mir sprechen
würde - und natürlich tat er das.
SI: Erinnern Sie sich daran wie er aussah?
PW: Nicht wirklich. Obwohl ich mich an seine Augen erinnere. Seine Augen
kamen mir recht stechend vor - ich erinnere mich sehr deutlich, wie ich
seine Augen gesehen habe. Er war Schotte. Er fragte: "Haben Sie eine
Zigarette?" Ich dachte, wenn ich ihm eine Zigarette geben würde,
wäre ich ihn anschließend los. Dann fragte er: "Kann ich
einen Schluck von ihrem Bier trinken?"
Ich war etwas angewidert, weil ich gerade erst draußen beim Kiosk
gewesen war, um es zu kaufen. Jedenfalls gab ich es ihm zum Trinken und
dachte, dass er es ausleeren würde, aber sehr zu meiner Verlegenheit,
nahm er nur einen Schluck und gab es mir wieder zurück und ich merkte,
dass ich aus derselben Dose trinken müsste, aus der er getrunken
hatte.
Dann fing er ein Gespräch mit mir an. Er fragte: "Was tun Sie?"
Ich erzählte ihm, dass ich Student sei. Er fragte: "Student
von was?" Ich erzählte ihm, dass ich mich darauf vorbereitete,
Vikar zu sein. Er fragte: "Beten Sie?" Das war nicht gerade
die Art Frage, die ich normalerweise von solch einem Burschen zu hören
erwartete. Ich antwortete: "Ja."
Dann sagte er: "Nein. Ich meine wirklich beten - ich meine die ganze
Zeit beten?" Dann erinnere ich mich wie ich dachte, dass ich das
nicht täte, aber er nur ein Landstreicher sei, so dass ich ihn anlügen
könne, und ich sagte: "Ja." Die Unterhaltung ging weiter
und wir redeten über das Gebet und dabei mit Gott in Berührung
zu sein - und mit Gott in Berührung zu sein, indem man Zeit damit
verbringt, zuzuhören.
Er erzählte mir, dass er beten würde und er holte aus seiner
Tasche einen zerbrochenen Rosenkranz, mit dem er, wie ich jetzt bemerkte,
die ganze Zeit während wir dort standen, gespielt hatte. Die ganze
Situation fing an unheimlich zu werden - ich fühlte mich immer unbehaglicher
während der Unterhaltung und bemerkte, dass er mir Dinge über
das Beten erzählte, die ich in meiner Vorbereitung nicht gelernt
hatte. Die Unterhaltung schien ewig anzudauern.
SI: Was glauben Sie, wie lange es dauerte?
PW: Ich bin mir nicht sicher. In der Rückschau betrachtet wahrscheinlich
nicht so lange. Am Ende sagte er dann: "Nun höre zu. Erinnere
Dich an das, was ich gesagt habe. Gott kann nur durch Dich arbeiten, wenn
Du ihn lässt." Dann bedankte er sich für die Zigarette
und das Bier. Schließlich schaute er mich an und sagte: "Paul
(ich könnte schwören, dass ich ihm meinen Namen nicht gesagt
hatte) - man weiß nie, mit wem man gerade gesprochen hat."
Dann ging er davon.
Bei der "Prediger des Jahres" Veranstaltung hatte Walker seine
Predigt an diesem Punkt beendet und es den Zuhörern überlassen,
ihre eigenen Schlussfolgerungen darüber zu ziehen, wer der Landstreicher
gewesen sein könnte.
Im Gespräch mit Share International unterließ er wiederum Spekulationen
über die Identität des Landstreichers, aber erklärte, dass
unabhängig davon, ob der Landstreicher "übernatürlich"
war oder nicht, der Vorfall als solches einen nachhaltigen Effekt auf
sein Leben und seinen Glauben hatte.
(Benjamin Cremes Meister bestätigt, dass der philosophische Landstreicher
der Meister Jesus war.)
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Share International
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