Neue Hinweise auf die Authentizität
des Turiner Grabtuchs



aus: Share International, Juni 2000




Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung von © Share International

Eine Schweizer Wissenschaftlerin, die als Autorität auf dem Gebiet der Textilgeschichte gilt, hat an der Restaurierung des Turiner Grabtuchs mitgearbeitet und dabei starke Ähnlichkeiten zwischen diesem und 2000 Jahre alten Stoffragmenten aus dem Nahen Osten festgestellt.

Auf einer Tagung der katholischen Kirche präsentierte Mechthild Flury Lemberg einen Untersuchungs-bericht, in dem sie die Stiche an den Säumen und einer langen Seitennaht des Grabtuchs mit denen auf einem Stoff vergleicht, der in den Ruinen von Masada, einer Bergfestung mit Blick auf das Tote Meer und Jordanien, gefundenen wurde.

Der auf Masada gefundene Stoff wurde auf den Zeitraum zwischen 40 vor und 73 n. Chr. datiert. Über das Grabtuch sagte Mechthild Flury: "Der Saum ist sehr schön genäht und zwar so, daß man ihn nur auf der Innenseite sieht. Meiner Meinung nach ist das Grabtuch keine Fälschung aus dem Mittelalter. Die Parallelen, die ich gefunden habe, deuten darauf hin, daß es aus dem Gebiet des heutigen Israel zur Zeit Jesu Christi stammen könnte."

Die 1988 durchgeführten Kohlenstoffdatierungen haben angeblich ergeben, daß das Grabtuch, das viele Christen als das Leichentuch verehren, in das man den Körper Christi zur Beerdigung eingewickelt habe, zwischen 1260 und 1390 hergestellt wurde.

Doch als letztes Jahr israelische Wissenschaftler behaupteten, die bekanntesten der auf dem Grabtuch gefunden Pollen stammten von einer Pflanze, mit der man auch die Dornenkrone für das Haupt Christi geflochten haben könnte, wurden die Forderungen nach einer neuen C14-Datierung immer lauter. Die in der Bibel als Steppenläufer bezeichnete Pflanze wächst nur im Nahen Osten.

"Schon seit dem ersten Kohlenstofftest sind die Wissenschaftler über die Zuverlässigkeit dieser Methode geteilter Meinung", sagt Ian Wilson, der mehrere Bücher über das Grabtuch geschrieben hat und einer der Experten im Auftrag der Kirche ist. "Doch Masada und die Pollenuntersuchungen haben dazu beigetragen, daß man sich auf einen erneuten Test einigte."

Nun muß der Vatikan entscheiden, ob das geschehen soll. Obwohl er zu Mechthild Flurys Analyse noch nicht offiziell Stellung genommen hat, setzten die kirchlichen Organisatoren ihre Arbeit als ersten Beitrag auf das Programm der Konferenz von Turin, wo auch das Grabtuch aufbewahrt wird.

Als Beitrag zu den Feierlichkeiten anläßlich des zweitausendsten Geburtstags Christi wird die Kirche das Grabtuch von August bis Oktober in einem kugelsicheren Glaskasten öffentlich ausstellen. Man erwartet mehr als drei Millionen Besucher.

(Quelle: The Sunday Times, GB)


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