| Die 
        Jungfrau Maria. Ihr Name taucht immer wieder in den Berichten und Meldungen 
        auf, die Medien solchen und ähnlichen Fällen widmen. Manchmal 
        kommt es vor, dass Menschen sie persönlich gesehen haben wollen, 
        ein anderes Mal wird von weinenden, blutenden oder sich bewegenden Statuen 
        gesprochen.
 Wenn man, wie die meisten von uns, nicht mehr als eine Zeitung am Tag 
        liest, dann wird man wohl nur sporadisch auf solche Berichte stossen. 
        Sobald man aber anfängt, die Berichte zu sammeln, wie es Life einige 
        Zeit getan hat, wird einem schon bald schwindlig werden. Ein Griff ins 
        eigene Archiv zeigt, was gemeint ist.
 
 Der Journalist Sean O'Neill berichtete 1988 in der Irish News von drei 
        Frauen, die seit sechs Jahren Visionen von der Jungfrau Maria haben. An 
        jedem Freitagabend in einer Kapelle bei einer kleinen Grotte in der Nähe 
        von Blackwatertown, seit dem 31. Mai 1982.
 
 Die Erscheinung ist ganz in Blau gekleidet und ruft auf zu Frieden, Gebet, 
        Fasten und Beichte. Die kleine Kapelle soll Protestanten und Katholiken 
        in gleicher Weise offen stehen, das jedenfalls habe Maria den beiden Frauen 
        zufolge erklärt.
 
 Diese Art von Wahrnehmung ist von ihrer Form her wohl die einfachste: 
        Eine oder mehrere Personen haben eine Erscheinung oder eine,Vision', die 
        andere nicht gesehen haben und der ansonsten keine besondere Wirkung nachgesagt 
        wird.
 
 Manchmal machen allerdings gleich ganze Gruppen dieselbe Erfahrung. Von 
        einem solchen außergewöhnlichen Fall wurde 1982 auf den Philippinen 
        berichtet. Außergewöhnlich deshalb, weil in diesem Moment etwa 
        fünfhundert Kinder anwesend waren.
 
 Die philippinische Zeitung Bulletin Today beschrieb, wie die Kinder der 
        Grundschule Emilio Auginaldo von der Insel Luzon Zeugen einer Vision am 
        Himmel wurden: Maria mit dem Jesuskind.
 
 Es fing damit an, dass eine Zehnjährige aus der vierten Klasse auf 
        dem Spielplatz nach oben zum Himmel schaute, und dabei drei Gestalten 
        zu sehen glaubte. Maria mit einem Baby in den Armen und neben ihr ein 
        alter Mann. Janet Holly, so hieß das Mädchen fing an zu weinen; 
        sie hatte Angst, dass jene Gestalten sie holen kämen.
 
 Sie rannte in die Klasse zurück und wollte die Lehrerin herbeirufen 
        doch diese konnte nichts entdecken. Dafür aber die anderen Kinder, 
        und die beschrieben dem Reporter die Vision, so Bulletin Today, in den 
        schillernsten Farben. Nur eine Erwachsene, eine Lehrerin, sah es auch. 
        Sie erzählte dem Reporter, sie habe eine gewaltige Kraft gefühlt, 
        die sie zwang, niederzuknien.
 
 In Medjugorie, einem Dorf im ehemaligen Jugoslawien, zeigte sich über 
        viele Jahre hinweg ein scheinbar viel komplizierterer Fall: Es gab nicht 
        nur Erscheinungen, die einige sehen konnten und andere nicht, sondern 
        es traten auch Wunder auf, die mit diesen Erscheinungen offensichtlich 
        im unmittelbaren Zusammenhang standen.
 
 Zeitungsberichte und auch TV-Reportagen gibt es darüber zuhauf. Jahrelang 
        sollen sechs Kinder in der örtlichen Kirche Visionen von der Jungfrau 
        Maria gehabt haben. Täglich. Millionen Pilger aus der ganzen Welt 
        strömten zu dem Ort.
 
 Einer von ihnen, Dudley Plunkett, Lektor an der Universität von Southampton, 
        schrieb im Herbst 1984 in der Guardian: "Plötzlich fallen sie 
        alle zugleich auf die Knie. Ihre Augen haben sie auf den obersten Teil 
        der Mauer vor ihnen gerichtet und auf ihren Gesichtern zeigt sich ein 
        Ausdruck von Ergriffenheit, der während der ganzen Vision unverändert 
        bleibt, trotz zum Teil recht ehrfurchtslosen Aktivitäten von Fotografen 
        und neugierigen Pilgern.
 
 Manchmal bewegen sich die Lippen der jungen Leute lautlos, als wenn sie 
        ein Gespräch führten. Ein anderes Mal lächeln sie und nicken 
        mit dem Kopf, aber sie sehen einander nicht an und merken offensichtlich 
        auch nichts von dem, was um die herum geschieht. Ein paar Minuten später 
        seufzen sie wie aus einem Munde. Das ist das Ende der Vision, und die 
        bekreuzigen und erheben sich. In diesem Moment sind sie sich wieder ihrer 
        unmittelbaren Umgebung bewusst, erkennen die Leute im Raum und reagieren 
        freundlich auf deren Gruß."
 
 "Natürlich gab es ernste Bedenken über das Zustandekommen 
        der Visionen", schrieb Dudley Plankett weiter, "nicht nur von 
        Seiten des katholischen Bischofs von Mostar. Die Kinder verhielten sich 
        in jeder Hinsicht wie normale Jugendliche, freundlich und offen, ernst, 
        aber ohne in tiefes Grübeln zu versinken, und sie sind bei ihren 
        Altersgenossen beliebt.
 
 Sie haben sich auch von den hartnäckigen und bohrenden Fragen der 
        örtlichen Priester, der Polizei und Psychiater, die eigens von der 
        Regierung beauftragt worden waren, nicht ins Bockshorn jagen lassen. Alle 
        haben bestätigt, dass die Kinder ganz normal sind."
 ...
 Achtzehn Mitglieder einer katholischen Gemeinschaft in Kalifornien haben 
        ebenfalls behauptet, ihre silbernen Rosenkränze hätten sich 
        während einer Andacht in Gold verwandelt. Sie sind davon überzeugt, 
        dass auch dies das Werk der Jungfrau von Medjugorje sein muss.
 
 Amerikanische Metallexperten haben bei der Untersuchung der Rosenkränze 
        festgestellt, dass es sich hierbei nicht um Gold handle, sondern um ein 
        bisher noch unbekanntes Material. Ähnliche Meldungen kamen auch aus 
        anderen US-Bundesstaaten sowie anderen Teilen der Welt.
 ...
 Anfang 1990 pilgerten täglich mehrere hundert Menschen zu einem kleinen 
        Gehöft in Texas nahe der mexikanischen Grenze. Wieder einmal ist 
        von einem jener abgelegenen Orte die Rede, wo die Leute möglicherweise 
        viel empfänglicher für Marienerscheinungen sind. Der Associated 
        Press zufolge war in einem Geschäft mit Autoersatzteilen ein Marienbildnis 
        in einem dreißig Zentimeter breiten Stück grauen Zement auf 
        dem Boden der Duschkabine aufgetaucht, nachdem ihm Maria erschienen war; 
        sie soll ihn außerdem gebeten haben, eine Botschaft zu verbreiten: 
        "Teilt mit euren Brüdern, betet den Rosenkranz, fastet und sucht 
        Jesus, und bewahret ihn im Innersten eures Herzens."
 ...
 Reno Gazette Journal, August 1990: Dutzende Menschen wurden Zeugen, wie 
        sich in der katholischen Kirche von Colfax, Kalifornien, ein blau-elektrischer 
        Umriss der Jungfrau Maria neben einer Christusstatue manifestierte. Für 
        einige Minuten schien sich das Bild zu bewegen."
 ...
 Ein ähnlicher Bericht kommt von einer alten koptischen Kirche in 
        einem Elendsviertel im Norden der ägyptischen Hauptstadt Kairo. 1987 
        wurde die Kirche zu einem Wallfahrtsort, nachdem dort nicht bloß 
        fromme Christen, sondern auch Moslems Erscheinungen der Madonna gesehen 
        hatten.
 
 Auch kursierte die Nachricht von wunderbaren Genesungen. Schon früher 
        war Ägypten Schauplatz von großartigen Erscheinungen geworden, 
        in Sachen Zulauf etwa mit dem Interesse für Medjugorje vergleichbar. 
        Ich zitiere die Egyptian Gazette von Freitag, dem 11. April 1988:
 
 "Mehr als eine Viertel Million Ägypter und ausländische 
        Besucher kamen zu der Feier in der Kirche der Heiligen Jungfrau zu Zeitun 
        nahe Kairo, um dem ersten Jahrestag der Erscheinung Mariens, die bei der 
        Kirche gesehen worden war, beizuwohnen. Obwohl seither ein Jahr verstrichen 
        ist, tritt die Erscheinung von Zeit zu Zeit wieder auf. Zuletzt wurde 
        die Erscheinung noch dreimal gesehen, jedes Mal begleitet von weißen 
        Wolken in Form einer Taube und mit einem Licht, das die ganze Kirche umhüllte."
 
 Ist die katholische Kirche gewöhnlich eher zögerlich, wenn es 
        um die Anerkennung solcher Vorkommnisse geht konnte die koptische Kirche 
        nicht anders, als sich angesichts der anwesenden Massen dazu zu bekennen.
 
 Wieder die Egyptian Gazette: "Tausende Menschen verschiedener Glaubensrichtungen 
        und Überzeugungen haben die Wunder gesehen. Alle ihre Beschreibungen 
        von Zeit, Ort und äußerlichen Umständen der Erscheinungen 
        waren identisch. Das Wunder zeichnet sich durch zwei wichtige Merkmale 
        aus.
 
 Zum einen führt es bei vielen zu einem starken Aufleben ihres Glaubens; 
        zum anderen treten plötzlich zahllose Heilungen auf, deren wundersames 
        Zustandekommen von vielen Ärzten bezeugt worden ist. Die Kirche bestätigte 
        die Erscheinungen nach sorgfältigen Untersuchungen eines Rates, der 
        von Seiner Heiligkeit Papst Kyrellos berufen wurde. Auch der Papst hatte 
        sich das Wunder angesehen."
 ...
 Das alles ist aber gar nichts, verglichen mit dem, was sich auf den Philippinen 
        ereignete. Die philippinische Zeitung Manila Bulletin berichtete 1993 
        von einem Massenspektakel, bei dem schätzungsweise eine Million Menschen 
        auf den Beinen waren, um einer angekündigten Erscheinung der Jungfrau 
        Maria beizuwohnen.
 
 Zusammenfassung einer Reportage aus der genannten Zeitung: Der 16-jährige 
        Judiel Nieva behauptete, dass ihm die Madonna seit 1989 Botschaften übermittelt 
        habe. Im Februar 1993 hatte eine Marienfigur der Familie von Judiel Nieva 
        erstmals blutrote Tränen geweint. Tausende konnten das Phänomen 
        während des Hochamtes verfolgen.
 
 Ein Mitarbeiter des philippinischen Präsidenten sagte, die Figur 
        sei zweimal zu seiner sehr kranken Frau gebracht worden, worauf sich deren 
        Zustand beide Mal unerwartet gebessert habe. Andere Berichte sprachen 
        davon, dass sich Hostien in Nievas Mund in Fleisch und Blut verwandelt 
        hätten.
 
 Am 6. März 1993 versammelte sich eine Gruppe von Pilgern in Agoo, 
        in der Provinz La Union. Nach Angaben des Jungen würde Maria dort 
        erscheinen. Tags zuvor waren Tausende Marienverehrer anwesend, als sich 
        eine "tanzende Sonne" manifestierte. Ein Journalist des Manila 
        Bulletin, der das Geschehen beschrieb, erklärte, er selbst sei ein 
        Viertelstunde lang Zeuge der "drehenden und tanzenden Sonne" 
        gewesen.
 
 In der Nacht vor der Agoo-Erscheinung meldeten Zeugen, dass unmittelbar 
        unterhalb des Sternbildes von Großen Bär drei helle, zueinander 
        gerichtete Sterne erschienen waren. Bei Tagesanbruch "bewegte sich 
        und tanzte" die Sonne erneut einige Sekunden lang, so die Zeugen.
 
 An jenem 6. März versammelte sich eine riesige Menschenmenge. Pater 
        Roger Cortez forderte die Leute auf, die Anwesenheit Christi in ihren 
        Herzen zu fühlen, woraufhin für einige Sekunden eine Silhouette 
        der Jungfrau Maria über einem Guavenbaum sichtbar wurde.
 
 Ungefähr zehn Minuten später, während Judiel Nieva eine 
        Botschaft vorlas, die, wie er sagte, von Maria war, erschienen "aus 
        unterschiedlichen Richtungen verschiedene Farben von Licht, und das Licht 
        bewegte sich auf die Sonne zu" so der Manila Bulletin. Der junge 
        Seher erklärte, dass die Madonna in ihrer Botschaft die Katholiken 
        dazu auffordere, für die Kinder in dem von Hungersnot heimgesuchten 
        Somalia zu beten.
 
 Hohe Beamte der philippinischen Regierung, darunter auch der Parlamentsvorsitzende, 
        bestätigten das Geschehen. Ein Rundfunk-Reporter, Mon Francisco, 
        sagte während seiner Sendung, er habe die Silhouette einer Frau gesehen, 
        die einen dunklen Gürtel trug, und er versicherte ausdrücklich, 
        dass er "nicht halluziniert" habe.
 
 Bischof Salvador Lazo, katholischer Bischof dieser Provinz, war ebenfalls 
        Zeuge des Phänomens und rief daraufhin eine Kommission ins Leben, 
        die Beweise und Zeugenaussagen sammeln und dem Vatikan Bericht über 
        dieses Ereignis erstatten sollte. Einer Wasserquelle in der Nähe 
        des Erscheinungsortes werden bis heute wundersame Heilungen nachgesagt.
 ...
 Gut, gut, es wimmelt nur so von derartigen Berichten. Sehr sonderbar, 
        in der Tat, das muss ich jetzt langsam mal zugeben. Doch sonderbarer als 
        gewöhnlich? Das ist die Frage. Möglich wäre es, denn selbst 
        der Presse ist so hin und wieder aufgefallen, dass Marienerscheinungen 
        im Aufschwung sind.
 
 So berichtete die niederländische Tageszeitung DeTelegraaf im Sommer 
        1987 in einem ganzseitigen Artikel, dass überall in der Welt, vor 
        allem aber in Italien, eine enorme Zunahme von Marienerscheinungen zu 
        beobachten sei.
 
 Die Zeitung erwähnte unter anderem den "sagenhaften Fall" 
        des 75-jährigen Bauern Domenico Masseli, der - nahezu völliger 
        Analphabet - in Kontakt mit der Madonna von Storella stand. Leute schickten 
        ihm Briefe mit Fragen an die Madonna, die er dann ungelesen auf den Altar 
        in der Kirche von Storella legte.
 
 "Ohne zu zögern wurden sie, einer nach dem anderen, im Namen 
        von Maria durch ihn beantwortet, und völlig korrekt. Seine Erklärung 
        ist einfach: Ich bin der Postbote der Madonna" zitierte die Zeitung.
 
 Weitere Marienerscheinungen in Italien wurden gemeldet aus: Potenza, Nocere 
        Inferiore, Subiaco, San Chirico, Raparo, Bergamo, Laziso, Tivoli, Taranta 
        Peligna, Castrovillari und Calabria.
 
 Gläubigen zufolge gibt es genug rätselhafte Erscheinungen in 
        der Welt, um sogar eigens eine Konferenz darüber abzuhalten, berichtete 
        die Los Angeles Times am 26. April 1991. Von nah und fern kamen nach Angaben 
        der Zeitung "Visionäre und Mystiker" zu der Konferenz - 
        aus der Schweiz, der Sowjetunion, aus Nicaragua und Irland.
 
 Auch der Wochenzeitung Time fiel auf, dass mehr los war als sonst. Das 
        Titelblatt am Ende desselben Jahres, 1991, trug die Überschrift: 
        "Auf der Suche nach Maria". Mehr und mehr Menschen, so ließ 
        das Blatt verlauten, besuchen bekannte Wallfahrtsstätten. Doch wird 
        der "enorme Zulauf nahezu völlig vom Marienkult überschattet, 
        der sich aufgrund von Berichten und Meldungen über die neuen Erscheinungen 
        in der heutigen Zeit gebildet hat."
 
 Time wies unter anderem auf Cuapa, eine Stadt in den Nicaragua, und auf 
        die Ukraine hin, wo 1987 Marienerscheinungen gemeldet wurden. Ein paar 
        Jahre später, am 10. April 1995, kam Time noch einmal darauf zurück, 
        auch diesmal wieder in einem Aufmacher: "Können wir noch an 
        Wunder glauben?"
 
 Roger Pilon, Leiter eines offiziellen Untersuchungsausschusses des Vatikans 
        meldete sich in einem Artikel über diese Sache zu Wort und stöhnte: 
        "Die Menschen sind geradezu hungrig nach Zeichen."
 
 © 
        neue aspekte verlag München, 
        GbR
 
 |